Bio-Siegel Vergleich: Wir erklären dir die wichtigsten Siegel für Lebensmittel!
Demeter, Naturland, Fairtrade – Siegel für Lebensmittel gibt es wie Sand am Meer und nicht alle können halten, was sie versprechen. Als Kund:innen wollen wir natürlich wissen, was dahinter steckt. Wir geben dir einen Durchblick im Siegel-Dschungel und verraten dir, was die gängigen Bio-Siegel sind und welche Siegel du sonst noch kennen solltest. Neben einem Bio-Siegel Vergleich werfen wir auch einen Blick auf Fairtrade und MSC.
Bio-Siegel nach EG-Öko-Verordnung
Der Begriff „Bio“ ist durch die EG-Öko-Verordnung der EU geschützt. Das bedeutet, dass nur von einer unabhängigen Kontrollstelle zertifizierte Unternehmen ihre Produkte „Bio“ nennen dürfen. Das bedeutet konkret: Die Lebensmittel sind frei von Gentechnik, unter artgerechter Tierhaltung und unter Verzicht von chemischen Dünge- und Pflanzenmitteln produziert worden. Die Zutaten müssen zu mindestens 95% aus biologischer Landwirtschaft sein. Wenn dies durch eine Kontrollstelle zertifiziert wurde, dürfen die Produkte als „Bio“ gekennzeichnet werden. Dann müssen sie auch das Bio-Logo tragen. Zusätzlich kann das Bio-Logo durch das deutsche, sechseckige Bio-Siegel freiwillig ergänzt werden.
Damit die Vorschriften auch eingehalten werden, werden neben einer jährlichen Kontrolle auch spontane Stichproben-Kontrollen durchgeführt. Auf der Verpackung findest du immer eine Codenummer, die dir Auskunft über die zuständige Kontrollstelle gibt (z.B. DE-ÖKO-039 für die Kontrollstelle GfRS).
Was ist mit Bio-Spüli und Bio-Mineralwasser
Die EG-Öko-Verordnung bezieht sich nur auf landwirtschaftliche Lebensmittel. Das bedeutet, dass „Bio“ z.B. für Mineralwasser, Reinigungsmittel und Kosmetik nicht geschützt ist. Mit anderen Worten: „Bio“ sagt bei diesen Produkten nichts aus. Jedes Spülmittel darf sich als Bio-Spülmittel bezeichnen und der Verdacht des Greenwashings drängt sich auf. Das ist auch der Grund, warum wir bei ooohne auf den Zusatz „Bio“ verzichten.
Bei landwirtschaftlichen Rohstoffen für Textilien (z. B. Baumwolle) ist für den Zusatz „Bio“ jedoch eine Zertifizierung notwendig. Ein bekanntes Siegel für Bio-Baumwolle ist zum Beispiel GOTS.
Weitere Bio-Siegel
Neben dem Bio-Siegel der EU gibt es noch weitere Siegel unabhängiger Anbauverbände. Sie haben teils noch strengere Vorgaben. Hier ein paar Beispiele:
Demeter
Demeter stellt das älteste Siegel dieser Reihe dar. Seit 1924 können Lebensmittel, Kosmetika und Reinigungsprodukte unter Einhaltung strenger Kriterien dieses Siegel tragen. Pflanzenschutzmittel, Düngemenge, Zusatzstoffe oder Tierwohl werden noch sensibler behandelt als bei der EG-Öko-Verordnung. Die Tiere haben mehr Platz und Verfahren wie die Kastration männlicher Ferkel ohne Betäubung oder die Enthornung von Rindern sind verboten.
Umstritten ist Demeter jedoch wegen seiner Nähe zur Antroposophie. So basiert die sogenannte bio-dynamische Landwirtschaft der Demeter-Höfe auf den Lehren Rudolf Steiners. Demeter-Höfe sind zum Beispiel verpflichtet, mit Kuhmist gefüllte Kuhhörner im Boden zu vergraben und anschließend als Dünger zu nutzen. Wissenschaftlich belegt ist die bio-dynamische Landwirtschaft nicht.
Bioland
Das Bioland-Siegel gehört zur Marke Bioland und stellt den führenden Bio-Anbauverband in Deutschland dar. Sie arbeiten neben Erzeugern wie Landwirten, Imkern oder Winzern auch mit Molkereien, Bäckereien oder Gastronomie zusammen. Das Siegel legt viel Wert auf nachhaltige Landwirtschaft, Tierwohl, Natur- und Umweltschutz und geht mit seinen Kriterien ähnlich wie Demeter über die Vorgaben der EG-Öko-Verordnung hinaus. Außerdem wird Regionalität bei Bioland großgeschrieben. Es werden nur Produkte aus Deutschland und Südtirol zugelassen.
Naturland
Das Naturland-Siegel wird weltweit vergeben und neben Lebensmitteln werden auch Textilien, Kosmetik und Holzprodukte zertifiziert. Soziale Richtlinien wie die Einhaltung der Menschenrechte und das Verbot von Kinderarbeit sind für dieses Siegel ebenfalls relevant. Wie Demeter und Bioland sind die Vorschriften strenger als die der EG-Öko-Verordnung - gerade in Bezug auf das Tierwohl.
Für Fisch aus Fischzucht und Waldnutzung gibt es ebenfalls Vorschriften, für Fisch aus Wildfang sogar ein extra Siegel: Naturland Wildfisch. Fangmethoden wie Grundschleppnetze, die für erheblichen Schaden im Ökosystem sorgen, sind verboten – anders als beim MSC-Siegel.
Bio Siegel Vergleich: Konventionelle Landwirtschaft vs Bio vs Naturland vs Bioland vs Demeter
Fairtrade
Das Fairtrade-Siegel soll gemäß seines Namens fairen Handel gewährleisten, der primär Kleinbäuer:innen zugutekommt. Neben fairen Preisen werden außerdem Prämien an gemeinnützige Projekte vergeben. Zwar sind die ökologischen Standards nicht so hoch wie die der Bio-Siegel, aber trotzdem sind etwa 70 % der Fairtrade Produkte gleichzeitig auch Bio zertifiziert. Die Ansprüche des Siegels decken ökonomische, ökologische und soziale Bereiche ab, sind damit also weit gefächert. Außerdem wird viel Wert auf Transparenz gelegt. So lassen sich alle Rohstoffe genau zurückverfolgen.
Kritik erhält das Siegel für das Mischen von Fairtrade mit konventionellen Erzeugnissen. Die Bezeichnung „mit Mengenausgleich“ weist auf der Verpackung darauf hin. Außerdem gibt es sogenannte Mischprodukte, die Fairtrade zertifiziert sein können, weil alle Inhaltsstoffe, die fair gehandelt existieren, auch verwendet wurden. Zusätzliche, nicht fair gehandelte Rohstoffe, werden hingenommen.
MSC
Auch ein Siegel für Fisch soll in dieser Liste nicht fehlen: Das Marine Stewardship Council, kurz MSC-Siegel. Es soll auf nachhaltige Fischerei hinweisen. Unabhängige Zertifizierungsorganisationen übernehmen die Kontrolle des Siegels. Es wird vergeben, wenn der Erhalt des Ökosystems und eines gesunden Fischbestands gewährleistet sind. Allerdings gibt es keine Vorschriften bezüglich Tierwohl oder Mindestlöhne für die Beschäftigten. Aufgrund der Vergabe des Siegels an Fischereien mit Fangmethoden, die weder das Ökosystem noch den Fischbestand erhalten, steht dieses Siegel oft in der Kritik.
Fazit
Siegel ermöglichen es uns, der Greenwashing-Falle zu entgehen. Wenn du "Bio" kaufst, weißt du, dass deine Lebensmittel ohne Gentechnik und chemischen Dünge- und Pflanzenmitteln auskommen. Die Siegel der Anbauverbände sind gerade im Bezug auf das Tierwohl noch strenger. Neben den Bio-Siegeln ist Fairtrade eine gute Ergänzung, da es die ökonomischen und sozialen Interessen der Kleinbauern würdigt. Das MSC-Siegel sehen wir wegen der mangelnden Berücksichtigung des Tierwohls kritisch.